Die Evolution der Transformationsverträge in Österreich

Brigitte KrompBrigitte Kromp

Zu Gast beim DEAL Praxis-Webinar war Brigitte Kromp von der Universität Wien, die die Entwicklung der Open Access-Transformation in Österreich mit Schwerpunkt auf die Verhandlung von transformativen Verträgen für die rund 50 Teilnehmer*innen nachzeichnete.

2005 haben sich die Wissenschaftseinrichtungen und Fördergeber in Österreich in der Kooperation E-Medien (KEMÖ) zusammengeschlossen, um gemeinsam Lizenzen für wissenschaftliche Literatur zu erwerben, und seit 2015 gehört auch Open Access zum Aufgabenbereich des KEMÖ. Brigitte Kromp von der Österreichischen Zentralbibliothek für Physik & Fachbereichsbibliothek Chemie unterstützt die KEMÖ-Verhandlungen seit vielen Jahren als Lizenz- und Open Access-Expertin.

In ihrem Beitrag für das DEAL Praxis-Webinar zeigte sie auf, was zu den Verhandlungen der ersten Transformationsverträge in Österreich führte. Ausschlaggebend war eine erste Vereinbarung mit dem Anbieter IOPP im Jahr 2014, die eine Verrechnung von hybriden APCs, finanziert durch den österreichischen Förderer FWF, mit den Subskriptionskosten der KEMÖ vorsah (sog. „Offsetting“). Seit diesem Vertrag wurden für jeden neuen Abschluss Open Access-Komponenten angestrebt, sodass die KEMÖ mittlerweile 15 Open Access-Verträge mit Subskriptionsverlagen vorweisen kann sowie 5 weitere zentrale Vereinbarungen mit Gold- und Diamond-OA-Anbietern sowie die Teilnahme an SCOAP³. Darüber hinaus verhandelte die Universität Wien lokale Transformationsvereinbarungen mit weiteren Anbietern. Im Ergebnis publizieren die österreichischen Wissenschaftler*innen nun über 75% ihrer jährlichen Zeitschriftenbeiträge Open Access, davon erscheinen 23% in Gold OA Journalen.

Wie für viele Konsortien besteht auch für die KEMÖ die größte Herausforderung darin, die Kosten für die teilnehmenden Einrichtungen neu zu verteilen, also einen Übergang zum publikationskostenbasierten Modell zu schaffen, der von allen Partner*innen als fair empfunden wird. Eine Transformationsanalyse über alle Einrichtungen hinweg kam für das Jahr 2018 zu dem Ergebnis, dass bei einer angenommenen Gebühr von 2.500 Euro pro Artikel das gesamte Konsortium mit einem vergleichsweise geringen Mehrbedarf zu rechnen hätte, um alle Publikationen in den Open Access zu bringen. Auf der Ebene einzelner Einrichtungen zeigte sich jedoch für etwa die Hälfte der Einrichtungen eine Finanzierungslücke, wenngleich nur bei wenigen Einrichtungen ausgeprägt. Um diesen unterschiedlichen Ausgangssituationen zu begegnen, wurde für den Transformationsvertrag mit Springer Nature ein Modell gefunden, das es diesen Einrichtungen ermöglicht, ihre Ausgaben schrittweise anzuheben während andere Einrichtungen entlastet werden.

Brigitte Kromp betonte abschließend, dass es bei allen Diskussionen um die Kosten immer wieder wichtig sei, das Ziel Open Access nicht aus den Augen zu verlieren und sich bewusst zu machen, dass die Verträge im Vergleich zu den vorherigen Subskriptionsabschlüssen einen großen Fortschritt darstellen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch der internationale Austausch. Sie und ihre Kolleg*innen sind deshalb seit vielen Jahren Mitglied der International Coalition of Library Consortia (ICOLC) und engagieren sich im Rahmen von ESAC und OA2020.

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